Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Niedereschach

 

Der Mensch ist schon seit jeher gegen das unheilbringende Element Feuer machtlos gewesen. Geschichtliche Dokumente lassen wissen, wie verheerend das Feuer im Laufe von Jahrhunderten gewütet hat, so dass schon in frühester Zeit Anordnungen zur Bekämpfung dieser Urkraft erlassen wurden.

Friedrich Schiller verfasste im Jahre 1799 folgende Verse:

   Wohltätig ist des Feuers Macht,
   wenn sie der Mensch bezähmt bewacht,
   und was er bildet, was er schafft,
   das dankt er dieser Himmelskraft,
   Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
   wenn sie der Fessel sich entrafft,
   einhertritt auf der eignen Spur,
   die freie Tochter der Natur,
   Wehe wenn sie losgelassen,
   wachsend ohne Widerstand,
   durch die volkslebten Gassen,
   wälzt den ungeheuren Brand!


Die Freiwillige Feuerwehr begeht mit Stolz und Freude ihr 100-jähriges Bestehen, ein Ehrentag, der es verdient, über die zurückliegenden Zeit zu berichten. So soll zu Beginn der Geschichte der Wehr das Gründungsprotokoll vom 29. November 1890 zuvorderst stehen.

Darin heißt es:

“Zusammenkunft betreffs Gründung der Freiwilligen Feuerwehr” Schon einige Jahre ist hier der Wunsch, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen, gehegt worden, doch konnte es nie zu einem Anfang kommen, bis endlich gestern, Samstag, den 29. November 1890 alle Personen von 18 bis 40 Jahren durch amtliche Bekanntmachung aufgefordert wurden, betreffs Gründung der Feuerwehr zusammenzukommen. Erfreulicherweise war die Beteiligung eine wirkliche große, denn es haben sich heute 73 Männer in die aufgelegte Liste eingezeichnet. Nachdem die Einzeichnung beendet war, wählte die Mannschaft zunächst den Hauptmann, den Leutnant und den Adjutanten. Als Hauptmann wurde mit 52 Stimmen Fridolin Schuler gewählt, Hermann Dörflinger mit 35 Stimmen als Leutnant, Josef Glatz, Zimmermann, mit 42 Stimmen zum Adjutanten. Nach Schluss der Wahl wurde die Versammlung geschlossen, und jeder zog befriedigt mit dem Gedanken einer jedermann wohltätigen und nur Gutes bringenden Sache die Hand geboten zu haben, von dannen. Auf diese Zusammenkunft folgte noch eine recht gemütliche Unterhaltung in der noch viel Gutes über den Zweck der Feuerwehr gesprochen wurde.

Niedereschach, den 30. November 1890 Der Hauptmann Fridolin Schuler

Schon am 7. Dezember 1890 wurde eine weitere Zusammenkunft einberufen, um die Statuten zu beraten.
1. Einteilung der Mannschaften in die verschiedenen Abteilungen
2. Wahl der Abteilungsoffiziere und Stellvertreter
   a) Steigmannschaft
   b) Leitermannschaft
   c) Schlauchmannschaft
Auch Schriftführer und Kassierer wurden an diesem Abend gewählt und ernannt. Danach traf man sich am Gasthaus “Rößle” ein, um einige Marsch- und Schwenkübungen zu machen. Solche Übungen verliefen für das erste Mal aufs Beste; jedoch fehlte eine Persönlichkeit, die solche Übungen gezielt durchführen konnte. Herr A. Reichmann aus Neuhausen hat sich erfreulicherweise angeboten, dem hiesigen Corps erste Anleitungen betreffs Ausbildung zu geben. Große Schwierigkeiten bereitete dem Hauptmann Fridolin Schuler die Anschaffung der Uniformen, was man aus den vielen Ausschreibungen verschiedenster Zeitungen entnehmen konnte. Der Kauf der Feuerwehr-Joppen (Jacken), denn nur solche standen zur Diskussion, war Sache eines jeden einzelnen. Das Offert von Schneidermeister Sieber aus Obereschach wurde als das beste empfunden, und am 4. Januar 1891 konnte dieser die Uniformstücke anmessen.

Auch der Kaufvertrag wurde mit demselben an diesem Datum abgeschlossen. Am 8. Februar 1891 wurden die Jacken geliefert; jedoch waren diese im Stoff als auch im Schnitt nicht nach der Bestellung ausgefallen. Der Beschluß des Verwaltungsrates lautete: “Obgleich die Joppen etwas geringeres Tuch haben als das vorgelegte Muster, sollten diese doch als in Qualität gut angenommen werden. Dagegen bleibt Schneidermeister Sieber verpflichtet, alle nicht passenden Kleidungsstücke so zu verbessern, bis jeder Feuerwehrmann vollständig zufrieden ist.‘ “Ohne schriftliche Unterlagen der Statuten ist die Wehr nicht führbar,” meinte der Verwaltungsrat, und ließ diese von Buchdrucker Görlacher Villingen nach Vorlage drucken. Nach Erhalt und Durchsicht stellte der hohe Rat fest, daß drei Druckfehler vorhanden sind. Der Beschluß lautete: “Die Büchlein gehen an die Druckerei zurück und werden erst bezahlt, wenn keine Fehler mehr aufzufinden sind.”

Auszug aus diesen Statuten:

“Bei Nichterscheinen in den Proben wird eine Strafe von 50 Pfennig erhoben.” “Wer ohne Grund aus dem Corps während der Kapitulationszeit austritt hat 40 Mark in die Corpskasse zu bezahlen. Die monatliche Einlage eines jeden Feuerwehrmannes wird pro Monat auf 10 Pfennig festgesetzt und soll vom 1. Januar 1891 beginnen. Hauptproben für sämtliche Mannschaften sollen in der Regel drei- bis sechsmal jährlich stattfinden.” Diese Statuten wurden am 12.02.1891 vom Großherzoglichen Bezirksamt Villingen genehmigt.

Ganz ohne Kopfbedeckung wollten sich die Wehrmänner nicht zeigen, und so wurden die Mützen zur nächsten Hauptprobe die am 18.5.1891 stattfand und an der sich 26 auswärtige Wehren beteiligten, bestellt. “Mit den neuen Joppen und der neuen Kopfbedeckung feierte die junge Wehr sodann am 18. Mai 1891 ihr erstes großes Fest, das zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten ausfiel. In Anbetracht der guten Hauptprobe und der Ehre, die der Wehr zuteil wurde, wurden die Strafen verschiedener Wehrmänner, die wegen Nichterscheinen bei Proben fehlten, erlassen.”

Neben den vielen Löschübungen, welche die Wehr immer wieder durchführte, kam es am 18. September 1894 zur ersten Feuertaufe. Der Brand ereignete sich in der Waschküche des Müllers Josef Krachenfels und blieb auf dieses Objekt beschränkt. Neben der eigentlichen Wehr haben auch Hilfsgruppen sowie Wasserträgerinnen, die von dem Hohen Rat bestellt wurden, teilgenommen.

Straff organisiert, mit militärischer Disziplin, aber auch mit dem Bewußtsein der Notwendigkeit und der Tatsache, eine schlagkräftige Wehr zu sein, hat diese selbstverständlich auch bei Bränden in den Nachbargemeinden (Kappel, Schabenhausen, Obereschach, Neuhausen, Fischbach) Löscharbeiten verrichtet. An dieser Stelle sei erwähnt, daß in unserer Gemeinde schon vor der Gründung der jetzigen Wehr Feuerlöschdienst bestand und für iedermann Pflicht war. Als Feuerlöschgeräte waren im Gebrauch: Eimer. Leitern, Stangen, Decken, Säcke, Körbe, Schwämme, Besen und Lappen. Maurer und Zimmerleute mußten mit Werkzeugen erscheinen. Gleichfalls wurden Personen bestimmt, die Fässer beischaffen mußten, welche am Brandplatz stets zu füllen waren.

Durch abergläubische Beschwörungsformeln wie Sprüche, Kräuter und besondere Zeichen sollte das Feuer eingedämmt werden. Die Bauart und die Lage der damaligen Häuser in unserer Gemeinde war sehr schlecht. Meist bestanden diese aus Holz und waren mit Schindeln und Stroh bedeckt. Auch das offene Feuer zum Kochen sowie das Brennen der Ölfunzeln in den Abendstunden erhöhte die Brandgefahr. Bei Ausbruch einer Feuersbrunst konnte die Wehr meistens nicht mehr viel bewirken. Schon 1823 erhielt die Gemeinde Niedereschach von der Badischen Regierung die Auflage, eine Feuerspritze anzuschaffen, die von Josef Schelble aus Hüfingen im selbigen Jahr geliefert wurde und kurz darauf, 1835, am 24. März, erließ die Großherzogliche Regierung eine Feuerlöschordnung.

Darin hieß es untereinander: In jedem Haus muß eine Feuerleiter und ein lederner Eimer sein, in jeder Gemeinde eine Spritze, Feuerhaken, Laternen, Pechfackeln, Pechkränze, Pechpfannen und bei Mangel an fließendem Wasser müssen Brandweiher angebracht werden. Der erste war beim Haus des Wilhelm Heimburger in der Nähe von Johann Schuler, ehemaliger Schmied, der zweite am Dorfausgang Richtung Dauchingen, der später für die Gänse und dem Einweichen von Weiden diente.

Die Löscharbeiten wurden schon um diese Zeit durch neue Techniken wesentlich erleichtert. Bürgermeister Wilhelm Jerger, Uhrenfabrikant, konnte sich dieser Fortschritte nicht entziehen und schaffte im Jahre 1882 eine neue Saugspritze für 1810 Mark an. Dieses Gerät war viele Jahre im Einsatz und ist noch heute als historisches Dokument im Besitz der Feuerwehr Niedereschach.

 
Alte Saugspritze


Der erste Spritzenmeister war Leopold Jerger, der 1883 seine Feuertaufe beim Brand des Hauses, ehemaliger Reiser-Bauer (jetzige Post und Apotheke), zu bestehen hatte. Sehr großen Wert legten die Wehrmänner auch auf das gesellige Beisammensein, denn nur so konnte das gute Einvernehmen zwischen Führung und Mannschaft erklärt werden. Als Treffpunkt wurde das Gasthaus zum Silbernen Busch bevorzugt; später kam das Gasthaus Rössle, heutiger Deutscher Kaiser, und das Gasthaus Raben hinzu (abgebrannt 1976). Bis zum heutigen Tag pflegt die Wehr diese Kameradschaft, wobei nicht nur die Männer sondern auch ihre Frauen beteiligt sind. Nach jeder Herbsthauptprobe lädt die Feuerwehr zum “Großen Schlachtfest” ein. Festesfreude herrschte besonders am Geburtstag des Großherzogs Friedrich II. Kirchliche und weltliche Feiern stellten diesen Tag als besonderes Ereignis im Geschehen des Jahresablaufes dar. Der Soziale Gedanke wurde bei der damaligen Feuerwehr ebenso gepflegt und in die Tat umgesetzt. So bekamen die Hinterbliebenen eines verstorbenen Feuerwehrmannes je nach Länge der Zugehörigkeit zur Wehr, ein Sterbegeld in Höhe zwischen 9 und 25 Mark überreicht. Über Jahrhunderte hinweg haben Nachtwächter ihren Dienst in unserer Gemeinde versehen. Von der Öffentlichkeit kaum beachtet, vermittelten sie den Bürgern während der Nachtzeit Sicherheit. Zu den Pflichten zählte neben dem Ausrufen der Stunden auch die Überwachung von ausbrechendem Feuer.

Nachtwächter:
1841-1854 z. B. Johann Weichen, 1854-1870 Josef Dörflinger und ab 1870- 1880 Philipp Jerger.

Ohne Musikkapelle wollte die Wehr bei öffentlichen Veranstaltungen nicht mehr antreten. In der Verwaltungssitzung am 21. 11. 1909 wurde beschlossen, die hiesige Musik in die Freiwillige Feuerwehr einzugliedern. “Diese soll ab 1 . Januar 1910 als Feuerwehr-Musik geführt werden. Das vorhandene Kapital von 90 Reichsmark soll zur Anschaffung von Mützen und für Reparaturen der Instrumente verwendet werden. Die Freiwillige Feuerwehr verpflichtet sich, jährlich 25 Musikproben aus der Wehrkasse zu bezahlen. Dafür soll die Musik jährlich ein Konzert zugunsten der Feuerwehr veranstalten”. Wann die Musik wieder selbständiger Verein wurde, ist in den Unterlagen nicht auffindbar. Im Jahre 1910 wurde in unserer Gemeinde die Wasserleitung verlegt. Für die Feuerwehr begann nun ein neuer Abschnitt in der Brandbekämpfung, die bisherigen Wasserträger und -trägerinnen konnten ihres schweren Dienstes enthoben werden. Bereits 1 Jahr nach der Verlegung der Wasserleitung erhielt die Wehr einen Hydrantenwagen, bei dessen Eintreffen durch Hornsignale zum Antreten geblasen wurde.

 
Hydrantenwagen


Noch waren mit dem neuen Hydrantenwagen keinerlei Proben abgehalten worden, als es am 5. Mai 1911 zum Brandeinsatz beim Haus Kaspar Rottler kam. Ins Protokollbuch wurde mit Stolz geschrieben: “Vorzüglich funktionierten die neuen Hydranten.” 1914 wurde in Niedereschach der elektrische Strom verlegt und die Wohnungen mit dieser Energie versorgt. Dadurch konnten wichtige und gefährliche Brandgefahrenpunkte wie das Kerzenlicht und die Öllampen als Brandursachen beseitigt werden. Als der erste Weltkrieg (1914) ausbrach, mußte die Wehr, wegen Abgang zahlreicher Feuerwehrmänner in den Krieg, sich mit einer Behelfswehr auseinandersetzen. Frauen und junge Männer wurden zum Löschdienst beordert, um im Notfalle eine Löschmannschaft zu besitzen. Im Protokollbuch ist zu lesen: “Dieser Notdienst erfüllte alle Anforderungen.” Schon kurze Zeit nach Kriegsende (1918) kamen aus den Reihen der Heimkehrer Neuzugänge; bald war die alte Mannschaftsstärke (66 Wehrmänner) wieder erreicht. Eine Neuorganisation war notwendig, die zugleich auf Anschaffung neuer Geräte drängte. Trotz der Nachkriegszeit, die von den Menschen viele Opfer forderte, vergaßen die Wehrmänner nie die Dorfgemeinschaft. So wie in früheren Zeiten, so auch jetzt, wurde das Feiern von Festen im Heimatort und in den umliegenden Gemeinden aufrechterhalten. Am 29. Juli 1923 wurde das ehemalige Kriegerdenkmal unter Teilnahme der gesamten Wehr feierlich eingeweiht und am 26.12.1926 führte die Wehr unter Leitung von Adolf Fries das Theaterstück “Das Hungerjahr” auf. Das 25- und 50-jährige Jubiläum (1915-1945) ist in Anbetracht der beiden Weltkriege nur in schlichter Weise begangen worden, während das 40-, 60- und 75-jährige in größerem Rahmen gefeiert wurde. Im Jahre 1943 konnte die Wehr, trotz des zweiten Weltkrieges, ein neues Löschfahrzeug erwerben, das von der Firma Metz geliefert wurde. Nach dem Bombenangriff auf die Stadt Freiburg am 28.11.1944 stand auch unsere Wehr bei der Bekämpfung der Flammen im Einsatz, wobei dieses Fahrzeug seine erste Feuertaufe erhielt und sich dabei gut bewährte. Ebenso wurde 1944 eine neue Auszugsleiter gekauft und bei einer Hauptprobe am Fabrikgebäude Peteruhren der Bevölkerung vorgeführt. Die Nazi-Zeit ging an den Wehrmännern und der Führungsmannschaft nicht spurlos vorüber. Während des Zweiten Weltkrieges 1939-1945 war die Feuerwehrmannschaft wiederum sehr geschwächt. Die Lücken füllte eine weibliche Hilfsgruppe aus. Diese bestand aus folgenden Personen: Albrecht Ludmilla, Bantle Gretel, Emminger Helena, Glatz Emma, Glatz Getrud, Glatz Helena, Glatz Martha, Glatz Luitgard, Heimburger Helena, Herbst Hanni, King Ludwina, Kopp Maria, Krebs Paula, Laufer Mina, Merkle Gretel, Ower Friedel, Rack Klara, Reiser Elfriede, Romer Berta, Simon Agnes, Simon Elli, Singer Helena, Schaumann Lotte, Schaumann Zitta, Schlecht Toni, Schlenker Friedel und Schuler Friedel. Nach dem Zusammenbruch 1945 hörte die Wehr auf zu existieren. Bereits am 24.5.1945 gelang es jedoch Bürgermeister Stefan Hirth die Wiedergründung der Freiwilligen Feuerwehr im Einvernehmen des Gemeinderates zu beschließen. Das langjährige Mitglied Xaver King wurde zum ersten Nachkriegs-Kommandanten gewählt. Wo war die TS-8-Spritze und das Löschfahrzeug geblieben? Laut Protokoll vom 27. November 1945 ist zu lesen: “Durch den Eingriff der Franz. Besatzungstruppen im Monat April wurde der Wehr der neu beschafften Mannschaftswagen mit Anhänger und Motorspritze zu eigen gemacht und mit genommen. Im Gerätehaus war eine totale Unordnung geschaffen, die Kästen und Regale wurden zerbrochen und Kleingeräte und Werkzeuge mitgenommen, wodurch der Gemeinde zur Wiederbeschaffung erhebliche Kosten erwachsen.”

 
TS 8


Doch schon Ende 1945 gab der Bürgermeister Stefan Hirth bekannt, daß die Anschaffung einer Motorspritze von der Firma Johann Förderer Söhne, welche für die Wehr um den Preis von Reichsmark 1.600, mit kompletter Ausrüstung wie Saug- und Druckschlauch zur Anschaffung gebracht wurde. Diese Spritze bot jetzt mehr Vorteile als die alte.

 
Kinderfeuerwehr


Am Festbankett des 60-jährigen Jubiläums am 8.9.1951 konnte der damalige Bürgermeister Lorenz Mauthe zur großen Freude der vielen Festbesucher die Mitteilung machen, daß Ehrenkommandant Adolf Jerger der Wehr als JubiIäumsgeschenk eine TS-8 Kraftspritze überreicht habe. Wie bestellt, war am 10. September 1951, dem Festtag der Kinder, ein herrliches Wetter. Die ganze Bevölkerung war auf den Beinen und gespannt, was die Kleinen zu bieten hatten. Doch kurze Zeit vor der Aufstellung des Festzuges ertönte die Feuersirene, und verzweifelte Rufe gingen durch die Reihen der Menschen. Es brennt, es brennt auf dem Berg”. Im Augenblick wollte jedoch niemand ernsthaft an den Alarm glauben; doch die starke Rauchbildung bestätigte den schaurigen Alarm. Statt zum Festplatz ging es sofort zum Spritzenhaus und in windeseile brausten die Löschfahrzeuge den Berg hinan zum Brandherd. Tatsächlich standen die Häuser des Küfers Emil Laufer und der Witwe Maria Hock in Flammen. Da das Feuer im Hause Laufer sich sehr schnell ausbreitete, konnte vom Mobilar nicht mehr viel gerettet werden, während aus dem brennenden Haus Hock nahezu alles herausgeschafft werden konnte. Das Kinderfest fiel buchstäblich ins Wasser und wurde auf den 16.9.1951 verlegt. Die Teilnahme der Bevölkerung war wiederum sehr groß, und die Kinder sowie die Erwachsenen hatten ihre helle Freude. Die Festtage zum 75-jährigen Bestehen feierte die Wehr vom 10.-12. Juli 1965. Schauübungen der Freiwilligen Feuerwehren Villingen und Niedereschach und der Deutschen-Roten-Kreuz-Ortsgruppe Niedereschach sowie ein großer Bunter Abend standen im Mittelpunkt dieses Jubiläums.

 
1957 Hochwasser


Wer rastet, der rostet. Die Feuerwehr sah in den sechziger Jahren immer größere Aufgaben auf sie zukommen. Keiner wollte sich davor drücken, diese Herausforderung zu bewältigen. Neben dem Einsatz von Löscharbeiten bei Bränden wurde der Wehr zur Pflicht gemacht, sich auch um die Umwelt zu kümmern sowie bei Unfällen Rettungsdienste zu leisten. All diese Neuerungen verlangten nach einer intensiven Neuorientierung und Schulungskursen; um mit dem Umgang der fortgeschrittenen Technik fertig zu werden. Viele Proben waren nötig und Leistungswettkämpfe wurden durchgeführt. Auch die Anbindung und Mitwirkung im Katastrophenschutz kam hinzu.

Der Gedanke an die Jugend lag sehr nahe. Ohne sie hat die Zukunft einer Wehr nur geringen Erfolg. Wer anders könnte besser in die Aufgaben und den Umgang mit den modernen Geräten des Löschwesens eingeführt werden als junge Menschen. Der damalige 1. Kommandant Johann Bucher erkannte diese Notwendigkeit und gründete am 17.12.1967 die Jugendfeuerwehr mit einer Stärke von 26 Jugendlichen. Als erster Jugendwart fungierte Kurt Natschke, Hans Ahrend und Edgar Natschke waren seine Nachfolger und 1979 übernahm Joachim Reimann diese Führungsstelle ein. Die fachliche Ausbildung dieser Jungen besteht aus theoretischem Unterricht und praktischer Ausbildung, wobei der Umgang mit feuerwehrtechnischen Geräten geübt wird. Hinzu kommen Übungen für den Pokalwettkampf und die Leistungsspange. Besonders interessant ist die Teilnahme an den Kreisjugendfeuerwehr-Zeltlagern und an den Kreisübungen. Daneben finden abwechselnd Hüttenaufenthalte, Tischtennisturniere, Hallenfußball und sonstige Wettkämpfe statt. Ein Nachholbedarf besteht zur Zeit für diese Abteilung der Wehr nicht.

Die Gemeindereform im Jahre 1975 brachte für die Niedereschacher Feuerwehr einige Veränderungen. Am 6. Januar des Jahres schlossen sich die Wehren Niedereschach, Schabenhausen, Kappel und Fischbach zusammen, sodaß seit diesem Datum jeder Ortsteil eine Abteilung stellt. Noch am gleichen Tag wählten die Wehren im Mehrzweckgebäude in Schabenhausen Kurt Natschke zum ersten Kommandanten der Gesamtwehr.

   
1976 Raben


1976 war für die Feuerwehr Niedereschach ein besonderes Jahr. Am 20. August wurde das neue Gerätehaus vom jetzigen Bürgermeister Otto Sieber seiner Bestimmung übergeben. Behelfsmäßig hatte die Wehr ihre Löschfahrzeuge jahrelang in der “Scheune” des Alten Rathauses untergestellt. Es war daher verständlich, daß die Wehrmänner beim Bau des neuen “Hauses” sich mit viel Eigenleistung beteiligten. 1980 erhielt die Gesamtwehr eine Funkausrüstung und 1983 erfolgte eine Ergänzung. Inzwischen Stützfeuerwehr geworden, erhielt sie 1985 einen Spreizer mit Aggregat; eine Rettungsschere mit Handpumpe hatte man sich schon 5 Jahre zuvor zugelegt.

 
Fahrzeuge FFW Niedereschach 1990


Die Wehr ist auch weiterhin bemüht, Löschgeräte auf dem neuesten technischen Stand zu haben, um so der Aufgabe des Brandschutzes stets gerecht zu werden. Heute zählt die Wehr 37 Aktive Ihre Ausrüstung besteht aus: 1 TSF Tragkraftspritzenfahrzeug, 1 LF 16 TS Löschgruppenfahrzeug, 1 TLF 15 Tanklöschfahrzeug, 2 TS 8 Tragkraftspritzen, 4 Atemschutzgeräte, Rettungsgeräte, Funksprechgeräte und Alarmempfänger.

     
1984 Bauernhof der Familie Herbst (links); 1987 Pulvermühle (mitte); 1988 Anwesen Herbst Steigstraße (rechts)


Eines ist jedoch seit dem 100-jährigen Bestehen der Wehr gleich geblieben: Der Feuerwehrmann, der einen Brand bekämpft, benötigt auch heute noch den gleichen Mut und die Einsatzbereitschaft wie der Feuerwehrmann vor 100 oder 500 Jahren. Möge dieses Jubiläum unseren Mitbürgern vor Augen führen, welcher großen Aufgabe der Feuerwehrmann freiwillig dient und treu zu dem Wahlspruch steht:
“Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr, einer für Alle, alle für Einen”